Scheidungsrecht in der Türkei – Was bedeutet „Kusur“ und welche Folgen hat es für Entschädigung und Unterhalt?
Eine Scheidung ist rechtlich und emotional schwierig. In der Türkei spielen die Begriffe kusur (Verschulden), tazminat (Entschädigung) und nafaka (Unterhalt) eine entscheidende Rolle. Aber wie wirken sie sich konkret auf das Ergebnis eines Scheidungsverfahrens aus?
Yagmur Topcu
10/30/20251 min read
Scheidungsrecht in der Türkei – Was bedeutet „Kusur“ und welche Folgen hat es für Entschädigung und Unterhalt?
Eine Scheidung ist rechtlich und emotional schwierig. In der Türkei spielen die Begriffe kusur (Verschulden), tazminat (Entschädigung) und nafaka (Unterhalt) eine entscheidende Rolle. Aber wie wirken sie sich konkret auf das Ergebnis eines Scheidungsverfahrens aus?
1. Arten der Scheidung in der Türkei
a) Einvernehmliche Scheidung (Anlaşmalı Boşanma)
Möglich, wenn die Ehe mindestens 1 Jahr bestanden hat.
Beide Parteien müssen sich über Scheidungsfolgen (Kinder, Vermögen, Unterhalt) einig sein.
Das Gericht prüft nur, ob die Vereinbarung fair ist.
Kusur spielt hier keine Rolle, da es keinen Streit über Schuld gibt.
b) Streitige Scheidung (Çekişmeli Boşanma)
Wenn sich die Ehepartner nicht einig sind.
Hier prüft das Gericht die Schuldfrage (kusur).
Wer „schwerwiegenderes Verschulden“ trägt, verliert in der Regel Ansprüche auf bestimmte Rechte.
2. Was bedeutet „Kusur“ im türkischen Scheidungsrecht?
„Kusur“ beschreibt das schuldhafte Verhalten, das zum Scheitern der Ehe geführt hat. Beispiele:
Ehebruch (zina)
Gewalt oder Misshandlung
Vernachlässigung von Pflichten (z. B. finanzielle Unterstützung)
Ehrverletzungen
Alkohol- oder Drogenmissbrauch
Das Gericht bewertet, welche Seite die größere Schuld trägt.
3. Auswirkungen von Kusur
a) Tazminat (Maddi & Manevi Tazminat)
Der unschuldige oder weniger schuldige Ehepartner kann Entschädigung verlangen.
Der schuldige Ehepartner muss materiellen Schaden (z. B. finanzielle Nachteile) oder immateriellen Schaden (z. B. seelisches Leid) ersetzen.
Hat beide Seiten gleich viel Schuld, gibt es in der Regel keinen Anspruch auf Tazminat.
b) Nafaka (Unterhalt)
Yoksulluk Nafakası: Ein Ehepartner kann Unterhalt nur dann verlangen, wenn er weniger oder keine Schuld trägt.
Der schuldige Ehepartner (z. B. wegen Ehebruchs) hat keinen Anspruch auf Unterhalt.
İştirak Nafakası (Kindesunterhalt) ist unabhängig von Kusur – es dient dem Wohl der Kinder.
4. Zusammenfassung der Rechtsfolgen
Einvernehmliche Scheidung: keine Schuldfrage, Vereinbarung zählt.
Streitige Scheidung: Kusur entscheidet über Tazminat & Unterhalt.
Schwer schuldig = kein Anspruch auf Unterhalt und Tazminat.
Weniger oder keine Schuld = Anspruch auf Entschädigung und ggf. Unterhalt.
Fazit
Das türkische Scheidungsrecht unterscheidet klar zwischen einvernehmlichen und streitigen Verfahren. In streitigen Fällen ist der Begriff Kusur zentral: Er bestimmt, ob ein Ehepartner Anspruch auf Tazminat oder Nafaka hat. Für Betroffene – besonders im Ausland lebende Türkischstämmige – ist es daher entscheidend, Beweise zu sichern und rechtliche Beratung einzuholen.
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