Türkische Eheverträge in Deutschland: Wie wirken sie – und wann sind sie ungültig?

Türkische Eheverträge haben in Deutschland nicht die Bedeutung, die viele vermuten. Nur wenn sie fair, transparent und beidseitig verstanden sind, werden sie akzeptiert.

Yagmur Topcu

11/19/20252 min read

Türkische Eheverträge in Deutschland: Wie wirken sie – und wann sind sie ungültig?

Immer mehr Paare mit türkischem Hintergrund leben in Deutschland, schließen hier die Ehe oder bringen ihre türkischen Eheverträge mit. Doch nur wenige wissen, dass ein in der Türkei geschlossener mal rejimi sözleşmesi (Ehevertrag / Güterstandsvereinbarung) in Deutschland nicht automatisch anerkannt wird.
Dies kann im Scheidungsfall zu schwerwiegenden finanziellen Folgen führen.

In diesem Beitrag erklären wir, wie türkische Eheverträge in Deutschland bewertet werden, welche Voraussetzungen für die Gültigkeit gelten und wie Paare sich absichern können.

1. Türkisches Recht: Ein Überblick

Das türkische Zivilgesetzbuch (TMK) kennt – wie Deutschland – verschiedene Güterstände:

  • Gütertrennung (Mal Ayrılığı)

  • Zugewinngemeinschaft (Edinilmiş Mallara Katılma – Standartsystem)

  • Gütergemeinschaft (Mal Ortaklığı)

Ein türkischer Ehevertrag wird häufig vor dem Noter oder Konsulat abgeschlossen, oft ohne dass Paare wissen, dass dieser Vertrag in Deutschland nicht automatisch dieselben Rechtswirkungen entfaltet.

2. Deutschland prüft türkische Eheverträge streng

In Deutschland gilt der Grundsatz:

Ein ausländischer Ehevertrag wird anerkannt, wenn er
a) wirksam abgeschlossen,
b) nicht sittenwidrig, und
c) beidseitig verstanden wurde.

Das bedeutet:
Selbst wenn der Vertrag in der Türkei gültig ist, kann ein deutsches Gericht ihn für unwirksam erklären, wenn:

  • ein Ehepartner den Vertrag nicht verstanden hat

  • die Regelung einseitig benachteiligt

  • die Lebensumstände inzwischen stark abweichen

  • wirtschaftliche Abhängigkeit besteht

Beispiel:
Ein in der Türkei geschlossener Gütertrennungsvertrag kann in Deutschland als „eheliche Übervorteilung“ gewertet werden, wenn eine Seite wirtschaftlich viel schwächer war.

3. Besonders kritisch: Verträge direkt vor der Hochzeit

Viele türkische Paare unterschreiben den Ehevertrag wenige Tage vor der Hochzeit – oft auf Drängen der Familie.
In Deutschland wird das kritisch bewertet, denn:

  • fehlende Bedenkzeit

  • familiärer Druck

  • mangelnde Sprachkenntnisse

führen schnell zu Sittenwidrigkeit und damit zur Unwirksamkeit.

4. Was passiert im Scheidungsfall?

Wenn ein deutsches Gericht entscheidet, dass der türkische Vertrag nicht gültig ist, gilt automatisch:

Deutsches Recht
Zugewinnausgleich

Das heißt:
Alles, was während der Ehe erworben wurde (Haus, Auto, Ersparnisse, Rentenansprüche), wird hälftig geteilt – unabhängig davon, was im türkischen Vertrag steht.

Für viele Paare ist das ein Schock.

5. Wie kann man sich absichern?

Wer in Deutschland lebt, sollte unbedingt:

  1. seinen türkischen Ehevertrag durch einen Experten überprüfen lassen

  2. falls nötig einen ergänzenden deutschen Ehevertrag abschließen

  3. beide Rechtssysteme berücksichtigen

  4. Konsulatsverträge auf Verständlichkeit prüfen

Ein binationales Paar benötigt einen Vertrag, der in beiden Ländern wirksam ist – sonst schützt er im Ernstfall niemanden.

Fazit

Türkische Eheverträge haben in Deutschland nicht die Bedeutung, die viele vermuten.
Nur wenn sie fair, transparent und beidseitig verstanden sind, werden sie akzeptiert.
Wer zwischen beiden Rechtssystemen lebt, sollte seine Situation rechtzeitig prüfen lassen, um spätere Konflikte zu vermeiden.

Wenn Sie einen türkischen Ehevertrag haben oder einen neuen binationalen Vertrag planen, prüfen wir für Sie:

  • Gültigkeit in Deutschland und der Türkei

  • Risiken im Scheidungsfall

  • Optimale Gestaltung für beide Staaten

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